Sonntag, Juni 12, 2011

Entwurf

Genosse Schriftsteller

Für den ersten Anlass zur erzähltheoretischen Analyse, habe ich mit der Funktion des Genossen Schriftstellers angefangen. Die häufig analysierte Doppel- Hybrid-erzählstruktur ist in Ihm deutlich und explizit aufgewiesen. In der selbstreflektierende Frage "Wer erzählt", und die Auseinandersetzung über Erzählweise zwischen den Genossen Schriftsteller und Gesine liegt die Möglichkeit der erzähltheoretische Analyse der Komplexität des Erzählens im Roman.

Der topografische Aspekt des Romans ist eher leichter sachlich zu analysieren. Der Handlungsort der Geschichte ist immer klar und dateilliert beschrieben. Dieses Erzählen wird auf zwei Orte konzentriert (Mecklenburg 1990). Die räumliche Darstellung ist immer mit den Eigenname Jerichow und New York klar gezeigt und der Leser wird nie mit der topografische Frage verwirrt, wo die Handlungsort der Figuren ist. Die ausführliche Beschreibungen der Jerichow und New York kann für die positivistische Lektüre besonders attraktiv.
(Bei der Veranstaltung in Güstlow am Uwe-Johnson-Tag im Oktober letzstes Jahr habe ich mich bewundert, dass so viele Nicht-Spezialisten dagewesen waren. Es schien mir einen Grund dafür zu sein, dass von mehreren Leser der Roman als heimatkundliche oder historische Geschichte anerkannt wird. Für einigen Schüler sollte es eine Aufgabe der Geschichtsstunde sein.)
Zeitlicher Aspekt des Romans der erzählten Zeit ist auch relativ klar. In einer Doppelstruktur ineinander wird es erzählt über die Vergangenheit seit 1933 in Jerichow/ Mecklenburg und ab 21.8.1967 bis 20.8.1968 in New York.
Wenn die äußere Voraussetzungen der Erzählung, Materiell, Bühne und Zeitplan für Aufführung bestimmt sind, wird es wie dargestellt analysiert. Da liegt die größte Schwierigkeit. Die Erzählweise des Johnsons ist schon am Anfang etwa merkwürdig, und der Leser muss für diese fremde Schwierigkeit des eigensinniges Wechsel der Erzählperspektiven vorbereiten. Was ich besonders wichtig neben Perspektivenwechsel finde, ist die häufig unterbrechende kursive Teile, die manchmal anonyme Anrede in den Roman eingefügt wird. Sie werden machmal fiktiven Dialog verstanden, und die Stimme dieser kursiven Teile steht fast immer aus der Zeitebene der erzählten Zeit. Aus welchen Augen, welchem Perspektive sehen wir Jerichow und New York in der erzählten Welt, bleibt bis Mitte der ersten Band unklar. Erst an der Stelle der Anrede der Gesine bietet der Erzähler kleine Hinweise.

S230
Schreib mir zehn Worte für mich, Genosse Schiriftsteller.

Auf der Seite 230 zum ersten Mal taucht Gesines Miterzähler, der Genosse Schriftsteller in den Roman auf. Gesine bittet den Schriftsteller um zehn Worte zu schreiben. Der vorige Satz fordert die Untermauerung und das Umtopfung eines Vorgangs in die Wirklichkeit. Der hier zum ersten Mal deutlich benannten Genosse Schriftsteller ist genau nach seiner Rolle symbolisch "Genosse" genannt. Abgesehen von der kommunistischen Konnotation des Wortes, muss er auf jeden Fall wer, mit Gesine zusammen arbeitet. An dieser Stelle ist es für Leser noch nicht erklärt, was er eigentlich mit Gesine machen wird. Gesine fordert den Genossen Schriftsteller zehn Worte ihr zu geben, und er gibt ihr die, siebenjähriges Kind Gesine wußte. Obwohl wir schon am Anfang des Romans im undatierten Teil gelesen haben, dass ein ander Perspektive als Gesine mit höherer Wahrnehmungshorizont hinter ihr steht, oder sich in ihr versteckt, sehen wir erst in diesem Abschnitt die direkte Anrede an jemanden mit anderem Perspektive erzählt. Wegen der wenigen Information über den Genossen Schriftsteller wissen wir noch nicht, was er mit der Erzählung zu tun hat. Ob er Gesine die Beratung der Beschreibung ihres Lebens für Marie bietet, oder ausführlichere Information über Jerichow in 1930er für sie sammelt, oder tippt er mit der Schreibmachine um alles was Gesine erzählt aufzuschreiben? Mit der Assoziation zur schriftstellerischen Anrede sind alles denkbar. Was uns an dieser Stelle klar geworden ist nur, dass solche Interaktion zwischen zwei Erzählperspektiven möglich ist.

Amerikan Jewisch Kongreß, segmentiereter Dialog und seine Realität
Im Tageseintrag am 3.11 findet man aber plötzlich die Lösung für diese Unklarheiten und Fragen an das Erzählen. Die scheinbar stille Figur, die Gesine zehn Worte gegeben hat, lässt sich verkörperlichen und in den Roman, nämlich in New York am 16.1.1967 als Uwe Johnson selbt eintreten. An diesem Tag war er wirklich beim Amerikan Jewish Congress in Ballsaal im Hotel Roosevelt als Redner da.
(Biografie zitieren)( Kaiser, Alfons Jahrbuch 2. Jahrgang1995 S.256)

Er wird vor seinem Namen "Schirftsteller" angeredet genau wie Genosse im vorigen Teil. Dazu führt er einen Dialog mit Gesine freundlich und natürell wie sie sich schon kennengelernt haben, obwohl es für den Leser über seinem Auftritt und Beziehung mit Gesine nicht erklärt bleibt. Der Dialog wird fragmental und eingefügt in den Roman im Verlauf der Rede des Johnsons. Die Rede war für den Zuhörer nicht angenehm und beim fragmentalen Dialog zwischen den Beschreibungen der Rede tut es ihm Leid. Mit Gesines Worte "den Ganzen Abend über" verstehen wir, dass der Dialog zeitlich nach der Rede geführt wird. In dem Dialog wird der Vortrag als abgeschlossene Tätigikeit betrachtet, obwohl der Leser noch die Rede als Tätigkeit im Gang liest.

Der Dialog wird in fünf geteilt und fragmental in den Tageseintrag am 3.11. 1967 eingefügt. An der ersten Stelle ist es erkennbar, dass der von Gesine angeredete Genosse Schriftsteller und Uwe Johnson höchst wahrscheinlich identisch sein muss, weil es im Dialog das Beisammensein beider Personen in einer Saal mit der ortlichen Anweisung wie “Hintern” oder “an einer Tür” erwähnt wird. Mit "dich zu sehen" ist es auch deutlich zu erkennen, dass er nicht nur Worte geben kann, sondern physisch vor Gesine steht.

Neben dieser Körperlichkeit des Genossen Schriftstellers in dem Roman ist es auch bedeutender Merkmal, dass der Schriftsteller Uwe Jonson mit seinem Namen nur ein einziges Mal im genzen Roman in diesem Dialog genannt wird. Ausserdem Dialog hören wir den Namen Johnsons auch nur im anderen Teil dieses Tageseintrags.

In den anderen Segmenten des Dialogs, wie im ersten Teil ist es auch wahrscheinlich, dass Gesine und Genosse Schriftsteller Johnson ein Gespräch führt mit psysische Wahrscheinlichkeit. Man kann leicht vorstellen, wie ein Redner nach seinem Vortrag im intimen Kreis spricht, den Fehler bedauert oder wie er besser reden konnte.

Aber im vierten, immer wieder zitierten Segment hat man eine große perspektivische Schwierigkeit um den Dialog als normales realistisches Gespräch zu verstehen. Wer fragt beim Gespräch wer erzählt? Wenn er seine Rede meint, muss die Antwort von Gesine "wir beide" logisch falsch sein. Dazu is es auch "hier" und " hörst du doch, Johnson" problematisch. Der Ort des Dialog ist verunsichert, und es ist nicht mehr leicht vorstellbar, dass sie nach dem Vortrag im Vorraum der Saal freundlich sprechen.

Obwohl der Gesprächspartner mit der Anrede "du Johnson" endgültig eindeutig bestimmt wird, kommt es noch geheimnisvoller vor, worüber sie sprechen. Wenn wir einmal skeptischer den Dialog lesen, scheint es bei andren Segmenten auch etwas anders bedeutet werden zu können. Im alltäglichen Sinne kann man das zweite Segment als Erklärung verstehen, warum Gesine Hinten in der Saal an der Tür gesessen hat. Wenn man es aber analytisch betrachtet, ist es auch möglich, dass es erzählerisch gemeint wird. Der Genosse Schriftsteller lässt Gesine ihre Verstecktheit in dem Tageseitrag bemerken, und Gesine deutet dagegen an, dass der Genosse Schriftsteller als Erzähler überaktiv mit Eitelkeit ist.
Hans Mayer
(Fahlke, Portraits und Erinnerungen Frankfurt/M 1988 S.13-22)

Das dritte Segment ist relativ leicht realistisch verstanden werden, da es hier die Zeitanweisung "genzen Abend" gibt. Damit kommt es leichter vor, dass dieses Segment als der realen Dialog nach dem Vortrag zu bestimmen ist. Auch Konkrete Vorstellung von Zuhörer "Die wollten sehen" und Gesines leichtes Schimpfwort wie "begriffsstutzig" lässen diese Szene intimer aussehen.

Das fünfte Segment des Dialogs scheint eher abstrakt. Um welcher Rat der Genosse Schriftstellr fragen wollte, ist nur zu vermuten. Wenn man den Dialog realistisch hält, soll es die Rat über die bessere Rede sein. Die Besonderheit dieses Segment ist die unnatürliche Anrede am Ende des Satzes. Es klingt wie eine Bestätigung der Namen des Gesprächspartners, für den Leser. Weil im letzten Segment den Namen schon genannt wurden sind, sieht es als realer Dialog fast überflüssig aus. Erzähltheoretisch soll dieser Dialog als Metalepse analysiert werden. Die momentane Aufhebung der extrradiegetischen Erzählsituation ist die Besonderheit dieses geiteilten Gesprächs. Der abstrakte Charakter des Dialogs bietet eine Möglichkeit die Erzählzeit aus der Zeit zu stellen. Und die selbstthematisierende Frage “Wer erzählt hier” ist auch erst verständlich, wenn die zwei Erzähler auf der zeitlichen Metaebene stehen, ohne konkrete Gesprächsstiutation.

Noch eins zu bemerken ist der Name der Sammlung, an die der Genosse Schriftsteller und Gesine teilgenommen haben. Im Kommentar finden wir den eigentlichen Name des Jewisch Amerikan Kongresses. Amerikan Jewisch Congress heißt das Treffen in der Wirklichkeit. Dieser Unterschied zwischen Roman und Wirklichkeit war abgesehen in den Gespräche und einigen Analysen. Fries (1990 S.57) weist auch auf eine andere Erfindung des Gesellschaftsnamens hin, dass das “Institut zur Pflege Britischen Brauchtums” nämlich nicht existiert. Die gründliche Realität der Kleinigkeiten des Romans wird nur mit diesen kleinen Veränderungen und Erfindungen in der Fiktionswelt umgefasst.

Kritik der Erzählweise
Nach dem unmittelbaren Auftritt in die Romanswelt des Genosse Schriftstellers, hören wir lange nichts von ihm außer einige vage Andeutungen und Bemerkungen. und er versteckt sich wie vor dem Dialog hinter Gesine. Er wird nicht mehr Johnson genannt, und kein weiteres direktes Gespräch zwischen zwei Erzähler als Romanimmanente Figur der erzählte Welt wird geführt. In der zweiten und dritten Band taucht er als Erzähler kein einziges Mal auf außer einige Anrede oder Andeutungen. Aber da sieht man keine Interaktion zwischen den Erzähler. In der vierten Band taucht der Genosse Schriftsteller wieder oft auf, obwohl er auch nur einmal mit Gesine unmittelbar spricht.

Dieser Dialog fängt mit Gesines Anrede "du Schriftsteller" an. Es klingt wie die Bestätigung im ersten Dialog in der ersten Band. Wie letztes Mal antwortet der Genosse Schriftsteller gleichfalls mit der Anrede, und zwar betont mit zweimaliges "du". Hier haben wir einen Eindruck, dass die gegenseitige Reaktion mit der Anrede fast gekünstelt akzentriert ist. Das macht den Dialog etwa unnatürlich, aber auch das Wirklichkeitsgefühl des unmittelbaren Gesprächs zwischen zwei Erzählenden eindrucksvoller. Im Unterschied zu erstem Dialog, spricht diesmal Gesine zuerst um die Erzählweise des Genosse Schriftstellers zu kritisieren. Sie meint, dass sie ihm ein Jahr für den Vertrag auszuführen gegeben und zwar um das Jahr zu beschreiben. Es kommt vor, als ob sie seine Anhänglichkeit an die kleine persönliche Sache wie Lachen über Mrs. Carpenter kritisieren will. Der Schriftsteller antwortet, dass er auch die Situation vor dem Jahr oder wie es gekommen ist beschreiben will.

Der Schwerpunkt der Gesines Kritik richtet sich gegen die Beschreibung der alltäglichen Kleinigkeiten als auffäliger Vorfall, der eigentlich jeden Tag geschehen hätte können. Diese Klage von Gesine sieht eher gewöhnliche Kritik aus, wenn man sich sein Leben als Model der künstlerischen Beschreibung bietet. Dieser Dialog kann man auch oberflächlich als normales Gespräch zwischen Künstler-Biografe und sein Modell-Auftraggeber verstehen.

Erzähltheoretisch betrachtet, muss es anders bedeuten, worüber sie geklagt hat. Die Kritik geht um die iterative Erzählweise des Genosse Schriftstellers. Um ihr Leben zu beschreiben, meint er, dass er den wichtigen Moment ausgewählt hat. Der auffälligsten Moment wird aus den anderen alltäglicheren regelmäßig geschehenen Gegebenheiten herausgesucht. Wenn aber einen Abschnitt aus dem anderen wirklichen Begebenheiten spezifisch gesondert behandelt wird, kann es umformiliert werden und bedeuten anders als wie es eigentlich gewesen war. Gesine wollte nicht das ein Lachen aus hunderte Lachen über Mrs. Carpenter auf diesem Fall besonders auswählen lassen, weil das Lachen auch böse meinen kann, wenn es nur einmal im Roman auftrete.

Diese scheinbar problematische Auswahl um die Beschreibung des Alltags aus der Quelle ist von Genosse Schriftsteller als seine Erzählweise verteidigt. In
einer Form der Gegenfrage wird es problematisiert. "Soll es denn doch ein Tagebuch werden?" Der Schriftsteller meint, dass diese Zusammenarbeit der zwei Erzähler nur eine Wiedergabe des Lebens, wenn er zu realistisch schreibt. Hier sieht man die erzähltheoretische Auseinandersetzung zwischen Aufforderung der extremen Realismus und praktische schriftstellerische Erzählweise der Dichtung. Der Kompromiss dazwischen muss geführt werden um die Arbeitsgemeinschaft der beiden Erzähler zu halten und das Werk fortzusetzen. Gesine gibt halb auf mit ihrer Kritik und versucht Mrs. Carpenter nur öfter auftreten zu lassen. Aber Genosse Schriftsteller ist überzeugt dass er nur wichtiges beschreiben muss. Ausdrücklich geäußert ist die Sinnlosigkeit des häufigeres Auftritt der Mrs. Carpenter. Die Öftere Beschreibung über Mrs. Carpenter ist als nutzlose Akkumulation verzichtet.
Mit Akkumulation komm ich bei Mrs. Ca(r)penter bloß zu Mrs. Carpeneter. (1427)
Der abgesagte Kompromis führt Gesine zum kleinen Widerstand gegen Genossen Schriftsteller und sie gewinnt vertragsmäßig das Recht, um nicht geschrieben zu werden, was sie nicht geschreiben werden will. Einiger Masse wild und roh geführte spätere Hälfte des Gespräch scheint ein unfreundlichster Teil der Zusammenarbeit der zwei Erzähler zu sein.

Die 2. Kritik der Erzählweise
Diese Unfreundlichkeit kann auch nach dem Dialog am Ende des Tageseintrag am 26. Juni betrachtet werden. Mit einem modalen Adverb "So" mit dem Fragezeichen können wir noch den Rest der emotionalen Gegenüberstellung im Genosse Schriftstellers Text betrachten. Dazu kommt, wie nochmalige Vergewisserung von Gesine, "Nie". Wenn wir den letzten Satz des Tageseintrag als emotionaler Fortgang der Auseinandersetzung im Dialog analysiere, ist es auch eine Grenzüberschreitung der immer mit Kursiv eingeklammerte Erzählebenen des Dialogs sein. Die Besonderheit dieser Grenzüberschreitung liegt auf ihrer Unmittelbarkeit des Erzählens.

Solche direkte Übergang zwischen Erzählte- und Erzählebene ist endlich fast am Ende des Romans vollständig durchgeführt. (1822) Auch dieses Mal verursacht der Protest von Gesine den Übergang der Erzählebene. In der Mitte des Satzes unterbricht Gesine die Beschreibung der Innenwelt der Schülerinnen des Genossen Schriftstellers. Mit zwei Ausrufzeichen sieht Gesine fast ärgerlich aus, da der Genosse Schriftsteller wilkürlich die Vorstellung für den Tod schildert. Der Leser kann aber verwirrt sein, weil sie den Genossen Schriftsteller vertragsgemäß verbieten kann, was sie nicht schreiben lassen möchte. Sie droht ihm sogar, dass sie diese Zusammenarbeit der Erzählung aufhören kann. Bei ihrer Drohung nennt sie das Ergebnis der Zusammenarbeit "dein Buch", als ob es ihr nicht gehört. Mit diesem Gefühl kann sie auf solcher Weise unfreundlich kritisch sein. Der Grund dieses Ärger kann man vermuten, dass es auf dem freien wilkürlichen Übergang des Perspektives liegt. Kurz vor der Gesines Unterbrechung wurde über den Ausflug von Gesine und Anita und die schönheit der Landschaft in Mecklenburg in dritter Person. Plötzlich wird aber das Perspektive der ersten Peson eingeführt in der Mitte des Satzes um den Wunsch von Gesine für die Stunde des Sterbens zu äußern.

Den freien Übergang des Perspektives hat man schon am ganzen Anfang des Romans im undatierten Teil bemerkt und gar nicht fremd zu lesen. Wenn es Gesine nicht gefällt, musste sie diese Erzählweise schon seit langen krisiert haben.
Diese Unvertrautheit der Gesine mit der Erzählweise des Genossen Schriftstellers scheint im Tageseintrag am 28. Juli 1968 geäußert werden zu sein. Wie werde wir froh sein, wenn es ein Ende hat mit dem Unveröffentlichten. (1657) Erst an dieser Stelle macht der Erzähler bekannt, dass die Erzählung der beiden Erzähler veröffentlicht werden wird, und Gesine möchte es deutlich nicht veröffentlichen. Die ganze Erzählung war nicht nur für Marie erzählt, sondern auch zum Veröffentlichen. Gesines Motiv zu erzählen war schon klar. Marie hat sie im Dialog gebeten um die Erzählung ihrer Familiengeschichte mit dem Interesse für ihren Vater. Bei Genosse Schriftsteller ist es nicht einfach zu erklären, warum er erzählt.

Ob diese beide Figuren eindeutig als Erzähler bestimmt werden können, bleibt noch in Frage gestellt.
Benedikt läßt uns bemerken, dass der Genosse Schriftsteller beim Jewisch Amerikan Kongreß aus der ersten Persona Plural ausdrücklich ausgeschlossen ist. "Wir standen nur einige wenige Schritte von ihm (Uwe Johnson) entfernt." (257) Obwohl der Autor-Erzähler Johnson als Firgur in disem Abschnitt aufgetreten ist, wird es noch aus dem Perspektive in erster Person beschrieben, und zwar im Plural. Der Erzähler an dieser Stelle muss mehr als zwei sein. Die eine ist selbstverständlich Gesine, aber wer üblich vor ihm stand ist unklar. Der Autor-Erzähler Johnson, Genosse Schriftsteller erzählt hier nicht.

Die Umöglichkeit der eindeutigen Bestiummng des Erzählers finden wir auch an der Gesines Kritik im Tageseintrag 26. Juni 1968. Beim Übergang der Erzählperspektiven ist die Erzählstiuation komplexer. Diese Hybride-Erzählstruktur wird auch weiter problematisiert von Staszak(2005 S.28) , ob es wirklich nur zweistimmig ist. Nach ausführliche Analyse der Gegenüberstellung, meint er, dass die vierte Stimme an dieser Stelle existiert. Staszak hat die Schwierigkeit bei der Analyse in der empirischen Unnachvollziehbarkeit und mimetischen Unvorstellbarkeit der Erzählstuation gefunden. Die Innenwelt der Heimlichkeit der beiden Schülerinnen wird aus nullfokalisiertem Perspektive in dritter Person beschrieben und die Präteritum für erzählte Zeit zeigt den zeitlichen Unterschied zwichen erzählte und erzählende. Diese extra- heterodiegetische Erzählung wechselt plötzlich zur intradiegetische- homodiegetische Erzählung der interner Fokalisierung in erster Person. Die Stimme in erster Person dringt kurz vor dem Protest von Gesine ohne Verbindungsstuck in den Satz mit dem Perspektive der dritter Person ein, als ob Gesine den Satz ausspricht. Merkwürdig ist aber, dass die scheinbare Gesines Aussage von Gesine selbst untergebrochen wird. Darüber hinaus spricht sie im kursiven Teil mit erster Person Plual “wir”. In der mit Kursiv eingeklammerte höhere Erzählebene in Plural zu erzählen, braucht sie einen anderen Erzähler. In der erzählte Welt ist sie mit Anita zu zweit da, aber sie ist keine Figur, die die Fähigkeit der Grenzüberschreitung wie Autor-Erzähler Johnson oder Gesine hat. Alle andere Figuren im Roman bleiben in der erzählten Welt und erzählten Zeit. Die erzählnende Stimme können immer noch nur die zwei Erzähler besitzen, obwohl es noch in der unerklärten Plural erzählt wird. Diese unanlysierbare geheimnisvolle Erzählstiuation stellt Staszak “flackernd” dar. Nicht nur was erzählt wird, sondern auch Erzählen selbst selbst sei fiktiv geworden. Die Erzählsituation oder wilkürlicher Perspektivenwechsel mit der Pluralität macht die Analyse der Vielstimmigkeit an dieser Stelle noch unverständlicher. Und die Verworrentheit der Erzählung und Stimmen zu lösen stellte er den “Generalerzähler” unter. Im Versuch auf der Lösung der Komplexität der der Fleckern des Erzählens wird der Erzähler in höher Ebene als Genosse Schriftsteller eingeführt um die permanent wechselnde Übergabe der Erzählfunktion an verschiedene Stimmen zu organisieren.

Neben anderen kursiv eingeklammerten Stimmen wird der besondere Dialog zwischen Gesine und Genosse Schriftsteller “imaginäre innere Dialoge” gennant von Mecklenburg (1990), und der “unvermittelte Wechsel zwischen ditter und erster Person”, nämlich sie-Perspektive und Ich-Erzählperspektive wird erzähltheoretisch auffälligste Besonderheit betont. Nach seiner Betrachtung, funktioniert diese eigenartige Erzählweise Johnsons artifizielle Verfremdung über die Voraussetzung des Mutter-Tochter-Rahmen hinaus. Der gründliche Rahmen der Doppel-Erzählung zwischen Jerichow-Ebene und New-York-Ebene bleibt damit nicht nur zeitliche Dopplstruktur sondern erzählerisch struktuell verdoppelt. Mecklenburg erklärt diese Struktur als das Erzählen, das sich selbst thematisiert und probelmatisiert (Mecklenburg 1990, S. 220) . Er bemerkt auch, wie Marie in der Erzählstruktur funktioniert. Die Erzählung der Jerichow-Ebene wird hier “Jerichow-Erzählprojekt” genannt, und erzählerische Funktion der Marie als Auftragsgeber definiert. Sie spricht aber immer ganz anders als Genosse Schriftsteller auf der New York-Ebene in der konkreten romanimmaneten Wirklichkeit. Auch wenn sie manchmal die Erzählung selbst und ihre Fragwürdigkeit (“du lüchst”) im Dialog mit Gesine thematisiert, kann es noch konkret und realistisch gelesen werden. Im Gegenteil funktioniert die Stimme des Genosse Schriftstellers immer meta, und extradiegetisch beim Auftritt in dern Roman als erzählende Figur oder bei der Anrede der Gesine ohne Antwort.

Ich gehe rein
Wegen des Auftritts des Autor-Ezählers in dem Roman scheint es durchgebrochen zu werden, was als Rahmen der fiktiven Erzählung gehalten wurden. Der Autor Johnson bleibt in der Wirklichkeit Autor zu sein, aber als er seinen Namen der fiktiven Figur gegeben hat, ist er selbst ein Teil seiner Fiktion geworden. Schon bei einem Gespräch hat Manfred Durzak seine Fiktionalisierung erwähnt.

D.: (...) also der Erzähler Teil der erzählerischen Fiktion wird und selbst in Erscheinung tritt.
J.: Ich bin gar keine Fiktion.
D.: Ja, in gewisser Weise, erzählstruktuell, doch.
J. : Entschuldigung, mein Auftritt vor dem Jewish American Congress hat ja stattgefunden.
D.: Ja, aber Sie werden sozusagen momentan zumindest Teil einer erzählerischen Fiktion, indem Sie selbst erzählt werden.
J.: Ich gehe rein.

Diese Antwort für die Frage an die Beziehung zwischen realen Autor und fiktiven Erzähler-Autor wird es so verstanden, dass Johnson sein Existenz als Autor nicht mit der fiktiven Welt vermischt, und der Auftritt in den Roman nur als eine Projektion begreift, obwohl er so oft seine Figuren behandelt als ob sie aus dem Roman wirklich existieren. Das Interview mit Marie Cresspahl (1972) ist ein Beispiel des fiktives Gesprächs außerhalb des Romans. In diesem Interview finden wir auch ein Verbindungsstuck zwischen zwei Ebene der Erzählung. An dieser Stelle meint Marie das Gleichgewicht der Wirklichkeitsebene, oder Realität ihres Daseins.

M. H. C. Wenn der Genosse Schirftsteller sich vorstellt, er soll an unserer Adress die Tage eines Jahres und aller Jahre in Gesines Leben und Vergangenheit notieren, so will ich darafu antworten,:

es beruht auf Gegenseitigkeit. Wir haben ihn uns auch vorgestellt.
FRAGE Ihr seid im Buch.
M. H. C. Und er ist daraßen.
(Bengel S.87)

Hier sehen wir wieder klare Überschreitung oder Überschneidung der Erzähl-, Wirklichkeitsebene des Daseins der Figuren, nach Johnson "Personen". Auch bemerkenswert ist die Maries Erwähnung über den Genosse Schriftsteller, und zwar nicht in zweiter sondern in dritter Person. Der Interviewer kann auch nicht Genosse Schriftsteller sein. Ob er Autor-Erzähler Johnson ist, bleibt unklar. Aber klar ist, dass Marie in diesem Interview auf der höheren Ebene steht, dass sie den Roman selbst als Buch erwähnen kann. Auf dieser Ebene steht Marie als Figur ein Schritt wirklichkeitsnah. Erzähltheoretisch betrachtet, ist das Interview zum Roman nicht gehörig, sondern eher unabhängig von der Erzählperspektiven des Romans, der damals in der Erzählzeit noch nicht fertig war.


In den Analysen der Auseinadersetzungen zwischen zwei Erzähler finde ich Johnsons große Intention zur Selbständigkeit der Figuren und die Erzählstuation selbstt. Mit dieser sorgfältig inszinierten Erzählsituationen und Erzählweise, dass er auch sich selbst in dem Roman einwickelt als der erzählende Autor-Erzähler Johnson darstellt, werden die Spalte zwischen die Erzählzeit und -welt einiger Masse relativiert. Die Möglichkeit der Vielfältigkeit der Welt mit der Relativierung der Perspektiven kann dargestellt werden. Aus diesem Aspket um die Johnsons Erzählstrategie fortzustudieren, plane ich im Kontext mit den anderen früheren Werke und andren Texte die Beziehung zwischen Autor Johnson und erzählte Figuren erzähltheoretisch zu analysieren um die Besonderheit des Genossen Schiriftstellers, Autor-Erzähler Johnson deutlicher zu definieren.

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